Am Stammtisch ist klar, die Reichweite bei Elektroautos ist zu gering und das Angebot an Ladestationen zu klein. Für viele Menschen ist darum klar, das Elektroauto passt bei mir nicht in den Mobilitäts-Alltag. Aber ist das so?

Bei Diskussionen rund um die Elektromobilität kommt ein Thema immer wieder zur Sprache, die Reichweite. Viele Menschen gehen immer von den extremsten Situationen aus und blenden die ständigen Alltags-Situationen erfolgreich aus. Wenn ich meine Gespräche zusammenfasse, so wäre das hier die durchschnittliche autofahrende Person in der Schweiz: Jede:r Schweizer:in benötigt einen Allradantrieb beim Auto, mindestens jede zweite Person fährt mit einem Anhänger umher und man fährt täglich an die 500 Kilometer, oder aber mindestens zweimal jährlich pro Weg 1'200 Kilometer in den Urlaub; natürlich am Stück und ohne Pause. Habe ich was ausgelassen?

Dass das natürlich alles nur Edge-Cases sind, das zeigt sich nicht nur an der überspitzten Zusammenfassung, sondern das zeigen auch Umfragen. Diese hier fand zwar in Deutschland statt, gilt so aber sicher auch für die Schweiz, bzw. die Distanzen dürften in der Schweiz noch kleiner sein.

Keine grosse Überraschung, oder? Im Schnitt macht man in der Schweiz mit dem Auto pro Tag drei Fahrten mit einer grosszügigen Gesamtstrecke von 30 bis 40 Kilometer und einer Fahrzeit von etwa einer Stunde. Und dennoch wünschen sich viele zukünftige Elektroautofahrer:innen eine Reichweite von 400 Kilometer und mehr.

Das kommt wohl daher, dass man sich halt daran gewöhnt hat, dass man alle fünf bis sieben Tage zur Tankstelle fährt und sich dort die nötige Energie abholt, um dann die nächsten sieben Tage die 210 bis 280 Kilometer abzufahren. Dabei geht vergessen, dass das Elektroauto ja 23 Stunden an Tag an beliebiger Stelle rumsteht und während dieser Zeit geladen werden kann. Sei es über Nacht daheim, beim Arbeitgeber, beim Einkaufen, während man im Kino ist oder sonst irgendwo.

Ja, noch kann nicht jede Person ein Elektroauto daheim in der Garage laden. Dafür fehlt (noch) das Recht auf Laden, ist aber auf einem guten Weg. Beispielsweise bei Neubauten muss bereits die Voraussetzung gegeben sein, dass Ladestationen installiert werden können. Und dann wäre da noch der Markt. Wer in Zukunft seine Wohnungen und Garagenplätze einfach vermieten möchte, der ist gut beraten, wenn eine Investition in die Ladeinfrastruktur getätigt wird.

Rund 80 Prozent aller Ladungen bei Elektrofahrzeugen werden an privaten oder nicht öffentlichen Ladestationen vollzogen. Die Lade-Möglichkeiten im öffentlichen Raum wachsen aber trotzdem rasch. Nach heutigem Stand gibt es knapp 12'000 öffentliche Ladestationen in der Schweiz und jedes Jahr kommen über 2'000 neue Ladestationen dazu.

Lange Rede, kurzer Sinn: Kaum jemand braucht 600 Kilometer und mehr Reichweite wirklich. Es ist einfach Luxus, weil man für die eine jährliche Fahrt in den Urlaub eine Pause weniger einlegen muss, oder man abends das Auto nicht an die Wallbox anstecken muss.

Wie ist das bei dir? Würde bei dir der Umstieg, wenn es denn soweit ist, funktionieren, oder gibt es Hürden, die zuerst bewältigt werden müssen?