Seit über einem Jahr fahre ich den einen MINI Electric. Damit wird es Zeit ein erstes Fazit zu ziehen.

Anfang Dezember 2020 dürfte ich den MINI Cooper SE der ersten Generation in Empfang nehmen und bin diesen nun über ein Jahr gefahren. Dabei konnte ich viele Erfahrungen sammeln, welche ich gerne mit euch teile.

Zuerst vielleicht ein paar Worte zu meiner Ausgangslage. Grundsätzlich bin ich der Elektromobilität gegenüber positiv eingestellt. Meiner Meinung nach ist es die energieeffizienteste Art und Weise der längeren, individuellen Fortbewegung. Das Thema Energie bewegt mich privat und beruflich, daher habe ich seit rund drei Jahren eine Photovoltaikanlage. Diese liefert die nötige Energie für unser Generationenhaus, die Wärmepumpe und die Ladestation für unsere Elektroautos.

Gefällt dir der MINI Cooper SE?

Jedoch, über Design lässt sich bekanntlich nicht streiten. Die Einen lieben es, die Anderen nicht. Ich für meinen Teil mag den vollelektrischen MINI. Das ikonische MINI-Design hat mir schon immer gefallen, was mich bei der elektrischen Variante überzeugt hat, es ist unaufgeregt normal.

MINI Electric von Renato Mitra

Der MINI Electric kommt so normal daher, dass viele Menschen den Unterschied zu einem MINI mit Verbrennungsmotor gar nicht erkennen. Erst, wenn der elektrische MINI leise davon säuselt, dann wird es den Passanten bewusst. Nicht selten werde ich dann verwundert auf die Tatsache angesprochen, ob das tatsächlich ein vollelektrischer MINI sei.

Gibt es genug Platz im MINI Cooper SE?

Der MINI Cooper SE 3 door ist definitiv kein grosses Auto. Der erste vollelektrische MINI bleibt der ursprünglichen Idee von Sir Alec Issigonis aber treu: den Platz effizient nutzen. So kommt der Dreitürer mit Platz für vier Personen und etwas Gepäck. Für die fahrende Person, sowie Beifahrer:in bietet der kleine MINI aussergewöhnlich viel Platz. Das haben mir auch andere Personen bestätigt. Etwas knapper wird es auf den hinteren Plätzen, dennoch auch für Erwachsene kein Problem.  

Sind alle Sitzplätze besetzt, so hat der Kofferraum im MINI Electric noch ein Volumen von 211 Liter. Das reicht für zwei Getränkekisten oder zwei Reise-Trolleys.

Ist man nur zu zweit unterwegs, so kann man die Sitzplätze hinten einfach umklappen und so ein Volumen von bis zu 711 Liter schaffen.

Die knappen Dimensionen bringen aber auch viele Vorteile mit sich. Ganz besonders im städtischen Verkehr, wo Platz immer ein knappes Gut ist. Sei es bei eng zugeparkten Strassen, oder alten, engen Parkhäuser. Schon mehr als einmal war ich froh drum, in einem Zürcher Parkhaus wie im P-West an der Förrlibuckstrasse oder im Parkhaus Pfingstweid. Kein Wunder trifft man da auch viele MINI Modelle.

Wie steht es um den Verbrauch beim MINI Cooper SE?

Mit einer WLTP Reichweite von 234 Kilometer wurde das kleine Elektroauto immer wieder mit der viel zu geringen Reichweite konfrontiert. Eine Kritik, welche ich nur bedingt nachvollziehen kann.

Pandemiebedingt blieben viele Termine, Kundenbesuch in der ganzen Schweiz und Arbeiten im 50 Kilometer entfernten Büro aus, was sich spürbar auf die zurückgelegten Kilometer auswirkte. Im Schnitt waren es dann knapp 1'000 Kilometer pro Monat, in der Grafik unten in Blau aufgezeichnet. In Rot ist der Verbrauch in kWh/100 km für die entsprechenden Monate festgehalten. Dieser bewegt sich von kleinen 11,7 bis 17 kWh/100 km, was im Durchschnitt einen Verbrauch von 14,4 kWh/100 km ergibt.

Der Verbrauch vom MINI Cooper SE nach einem Jahr.

Kein schlechter Verbrauch, offiziell geht man von einem Stromverbrauch (WLTP kombiniert) von 15,2 bis 15,8 kWh/100 km aus. Und dabei war ich nicht mal so langsam unterwegs. Rund die Hälfte der zurückgelegten Strecke habe ich auf der Schweizer Autobahn abgefahren und das immer am Speed-Limit.

Keine Frage, im Winter wird der Verbrauch grösser. Die Kälte sorgt dafür, dass die Batterie etwas weniger effizient arbeitet und die Insassen mögen es meist auch gerne warm, was einiges an Energie benötigt. Im Vergleich zu anderen Elektroautos, ist der MINI Electric aber auch im Winter sehr effizient, besonders wenn man ein paar Tipps und Tricks anwendet.

Wie verhält es sich mit dem Laden im Alltagsgebrauch?

Wie bereits Eingangs erklärt, habe ich die Möglichkeit bei mir daheim den MINI Cooper SE zu laden. Das hilft natürlich sehr bei der bescheidenen Batterie mit einer Nennkapazität von 28,9 kWh. Schweizerinnen und Schweizer fahren durchschnittlich 24 Kilometer pro Tag. So gesehen könnte der MINI Cooper SE acht bis neun Tage fahren, ohne geladen zu werden. In meinem Fall pendle ich 50 Kilometer pro Weg, also 100 Kilometer am Tag, ohne zusätzliche Ziele anzufahren. Heisst, im Sommer reicht es den MINI jeden zweiten Tag zu laden, im Winter dann eher täglich. An alle Standorten meines Arbeitgebers kann ich auch hin und wieder laden. Da bei uns aber die meisten Arbeitskollegen Elektroautos fahren, darf man nicht mit einer freien Ladestation rechnen. Und muss ich mal mehr als 100 Kilometer pro Weg fahren, so gibt es an alle Autobahnraststätten Schnelllader. Ein kurzer Stopp von 15 Minuten mit einem Tee und schon kann es weitergehen. Etwas mehr Planung braucht man, wenn man nicht die Möglichkeit hat daheim oder beim Arbeitgeber zu laden. Aber da hilft einem die MINI App.

Einfach die Destination eingeben und schon wird berechnet, ob die aktuelle Batterieladung reicht. Reicht es nicht, so wird in der Route nach freien Ladestationen gesucht und in der Route die nötigen Stopps mit einberechnet.

Wie steht es um die Betriebs- und Energiekosten?

Während dem ersten Jahr gibt es noch keine Wartungskosten. Was man aber gut vergleichen kann, sind die Energiekosten. Dazu habe ich mal folgende Ausgangslagen verglichen.

Energiekosten Laden zu Haus – MINI Cooper SE

Der MINI Cooper SE braucht gemäss WLTP 15,2 kWh für 100 Kilometer. In der Schweiz kostet Strom im Niedertarif, je nach Anbieter beispielsweise 19 Rappen pro Kilowattstunde. Für 100 Kilometer wären das Energiekosten von CHF 2,89.

Energiekosten Schnelllader – MINI Cooper SE

Der MINI Cooper SE braucht gemäss WLTP 15,2 kWh für 100 Kilometer. Schnellladen kostet beispielsweise bei GoFast 49 Rappen pro Kilowattstunde. Für 100 Kilometer wären das Energiekosten von CHF 7,45.

Energiekosten Benzin – MINI Cooper S

Der MINI Cooper S mit einem Benzinmotor braucht im besten Fall 5,8 Liter auf 100 Kilometer. In der Schweiz kostet ein Liter Benzin CHF 1,67. Für 100 Kilometer wären das Energiekosten von CHF 9,69.

Selbst wenn man den MINI Electric nur an teuren Schnellader laden würde, wäre es immer noch günstiger als ein vergleichbarer MINI Cooper S mit Benzinmotor.

Wie nachhaltig ist der MINI Electric?

Ein grosser Kritikpunkt gegenüber Elektroautos ist ja, dass diese nicht nachhaltig seien. Mit dem umstrittenen Abbau von Lithium und Kobalt müsste jedes Elektroauto in der Herstellung schmutziger sein, als es ein Auto mit Verbrennungsmotor je sein kann. Nun, das ist definitiv nicht mehr so. Die BMW Group hat früh in die Lieferkette für Batterien investiert und stellt damit sicher, dass die Umweltstandards und Menschenrechten mit oberster Priorität eingehalten werden. Aber es wurde weiter gedacht.

Was passiert mit den Batterien, wenn diese nicht mehr leistungsfähig genug sind? Die BMW Group gibt acht Jahre Garantie oder bis zu 160'000 gefahrene Kilometer. Fällt der Energiegehalt unter 80 Prozent, so wird es nötig, die Batterie auszutauschen. Damit wird aber längst noch kein Sondermüll geschaffen. Die meisten Batterien bekommen ein zweites Leben als stationärer Speicher. Im Container werden die Batterien zu einem grossen Verbund geschaltet. Darin wird dann unter anderem Solarstrom gespeichert für nicht so sonnige Tage oder um die Netzstabilität zu gewährleisten. Erst einige Jahre später müssen die Batterien dann recycelt werden. Genau, auch dann entsteht noch kein Sondermüll. Aktuell können rund 93 Prozent der Rohstoffe einer Lithium-Batterie zur Weiterverwendung wieder gewonnen werden. Damit hat sich BMW einen Wertstoffkreislauf geschaffen und benötigt mit der Zeit weniger frische Rohstoffe. Das spart Geld, CO₂ und macht auch weniger abhängig von Lieferanten.

Das Spannende am MINI Electric ist, dass auf kleinem Raum, viel herausgeholt wird. Verhältnismässig viel Platz, wenig Verbrauch und damit braucht es keine grosse Batterie. Je kleiner die Batterie und je kleiner der Energieverbrauch, desto nachhaltiger ist das Fahrzeug!

Was ist mit dem Fahrspass?

Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Platzsparend... Alles schön und gut. Aber wo bleibt denn da der Fahrspass? MINI ist doch der Inbegriff für Go-Kart-Feeling mit Strassenzulassung! Ja, definitiv, und das wird mit dem MINI Cooper SE 3 door auf keinen Fall geschmälert, im Gegenteil! Das sofortige Drehmoment in dem kurzen und leichten Fahrzeug, mit den Rädern möglichst in den Ecken platziert, das alles sorgt für den Go-Kart-Kick! Wer den elektrischen MINI schon ausgereizt hat, wird den Fahrspass auch mit einem John Cooper Works Modell nicht mehr toppen können...

Renato Mitra im MINI Electric
Renato Mitra im MINI Electric

Wem würde ich den MINI Electric empfehlen?

Ich bin ein grosser Fan vom MINI Cooper SE 3 door. Es gibt bei dem Modell aber  zwei limitierende Faktoren. Das eine ist sicher der Platz, da unterscheidet sich der elektrische MINI aber nicht von den anderen dreitürigen MINI Modellen. Wer mehrheitlich mit mehr als zwei erwachsenen Personen unterwegs ist, insbesondere auf längeren Strecken, der sollte sich das sicher gut überlegen.

Der andere Faktor ist sicher die Reichweite, kombiniert mit den Lademöglichkeiten. Wer zu Hause laden kann, der wird im Alltag kaum an die Grenzen kommen, sofern man nicht täglich nicht weiter als 140 Kilometer fährt, was die allerwenigsten betreffen wird. Wer nicht daheim laden kann, der sollte vorgängig abklären, welche Lademöglichkeiten es in der Umgebung gibt. Beim Arbeitgeber, Ladestationen in der Nähe, oder allenfalls Schnellader auf dem Weg.

Von diesen limitierenden Faktoren abgesehen kann ich die volle Empfehlung aussprechen. Sehr viel Fahrspass mit nachhaltiger, umweltschonender und individueller Fortbewegung.